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Stanford-Studie belegt Unwirksamkeit harter Lockdowns

In einer Metastudie haben Forscher um den Medizinstatistiker John P. A. Ioannidis die Wirksamkeit von Lockdowns in verschiedenen Ländern zusammenfassend untersucht. Das Ergebnis: Trotz harter Maßnahmen ließ sich kein Effekt auf die Ausbreitung von SARS-CoV-2 feststellen.
Stanford-Studie belegt Unwirksamkeit harter LockdownsQuelle: www.globallookpress.com © rolf kremming

In der Corona-Gesundheitskrise setzten bereits viele Länder, darunter auch Deutschland, zum wiederholten Mal auf das Mittel eines Lockdowns, der hierzulande aktuell bis mindestens Ende Januar gehen soll – und vermutlich bis Ostern verlängert wird. Dabei ist die Wirksamkeit dieser Einschränkung des öffentlichen Lebens auch in der Fachwelt umstritten. Ein Team aus Wissenschaftlern um den renommierten Medizinstatistiker John P. A. Ioannidis von der Stanford University in Kalifornien/USA hat nun in einer Metastudie, die in der Fachzeitschrift European Journal of Clinical Investigation erschien, die Wirksamkeit von derartigen "harten" Lockdowns untersucht.

Das Team begründete seine Untersuchungen damit, dass Lockdowns auch zahlreiche schwere Schäden als zwangsläufige Nebeneffekte haben – so zum Beispiel Hunger, eine Zunahme von Drogenabhängigkeiten, aufgeschobene Operationen, häusliche Gewalt, Suizide sowie die Folgen der wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Gesundheitssysteme. Deshalb sollte man sorgfältig abwägen, welche Maßnahmen auch tatsächlich wirksam sind.

Aus diesem Grund verglichen die Forscher die Daten zur Wirksamkeit von "nicht-pharmazeutischen Eingriffen", also staatlichen Eingriffen wie Geschäftsschließungen und obligatorischen Ausgangssperren, während der "ersten Welle" im Frühjahr 2020 in zehn verschiedenen Ländern, darunter in den USA, den Niederlanden, Iran, Frankreich, Deutschland, England, Italien, Spanien sowie in Südkorea und Schweden. Im Gegensatz zu den anderen Ländern hatten Schweden und Südkorea allerdings keinen "harten" Lockdown, da Schulen und Geschäfte in beiden Ländern weiterhin geöffnet blieben. Stattdessen setzte man in Schweden auf Empfehlungen und Richtlinien. In Südkorea setzte man hingegen auf eine effektive Kontaktnachverfolgung, auf Tests und die Quarantäne erkrankter Personen.

Das Team um Ioannidis räumt zwar ein, dass der Vergleich der Corona-Situation im Frühjahr schwierig ist, da die einzelnen erfassten Länder einen unterschiedlichen staatlichen und kulturellen Hintergrund haben. Auch innerhalb der Länder können Unterschiede bestehen, wie zum Beispiel in den verschiedenen Bundesstaaten der USA. Außerdem lässt sich von den offiziell vermeldeten "Neuinfektionen" nicht direkt auf die Ansteckungsgefahr schließen, denn diese Zahlen hängen unter anderem auch von der Verfügbarkeit von Tests sowie von einer möglichen Änderung der Testrichtlinien ab. Man könne lediglich davon ausgehen, dass diese Zahlen weitestgehend der Infektionsdynamik entsprachen. Auch wurden einige staatliche Maßnahmen in verschiedenen Ländern im Laufe der Zeit abgeändert.

Dennoch ließe sich feststellen, dass die Einführung jeglicher Maßnahmen in neun der zehn Länder mit einem weiteren Ansteigen der Zahlen an Erkrankungen im Zusammenhang mit SARS-CoV-2 einherging, ebenso wie in Südkorea und Schweden, in denen nur geringe Eingriffe in das öffentliche Leben vorgenommen wurden. Nur für Spanien ließ sich gar kein Effekt nachweisen. Sowohl beim "schweren" als auch beim "leichten" Lockdown ließ sich lediglich eine Reduktion des Wachstums der Fallzahlen beobachten, die absoluten Fallzahlen stiegen meist dennoch. Das Team stellte außerdem fest, dass jene Todesfälle in Pflegeheimen, die mit SARS-CoV-2 im Zusammenhang standen, im Winter 2020 in Staaten mit hartem Lockdown wesentlich häufiger auftraten als in Ländern mit weniger einschneidenden Maßnahmen.

Die Wissenschaftler stellen auch klar, dass Interventionen im Bereich der öffentlichen Gesundheit oder eine koordinierte Kommunikation über die Corona-Krise durchaus sinnvoll seien. Sie konnten jedoch keine Vorteile als Folge von Ausgangssperren oder Geschäftsschließungen nachweisen. Man könne zwar nicht völlig ausschließen, dass es einige kleinere Vorteile von strengen Lockdowns gebe. Dennoch erklären die Forscher:

"Selbst wenn diese Vorteile existieren, wiegen sie aber möglicherweise nicht die zahlreichen Schäden dieser aggressiven Maßnahmen auf."

Eine ähnliche Reduzierung der Zahl mutmaßlicher Neuinfektionen ließe sich den Forscher zufolge auch durch weniger einschneidende Maßnahmen erreichen. Im Endeffekt hätten Länder wie Deutschland, England und Frankreich durch staatliche Eingriffe in das öffentliche Leben also nicht mehr erreicht als Schweden oder Südkorea.

Die Forscher weisen in ihrer Studie auch darauf hin, dass die "Kollateralschäden" eines Lockdowns – vor allem die Folgen von Schulschließungen – ernsthafte Nachwirkungen haben: Schätzungen zufolge könnten die Schulschließungen in den USA zu Schäden führen, die einem Äquivalent von 5,5 Millionen Lebensjahren für die Kinder entsprechen. Bei den politischen Entscheidungen sollte dies laut Ioannidis zwingend berücksichtigt werden.

Auch der deutsche Mediziner Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), der als einer der schärfsten Kritiker der Corona-Politik der Bundesregierung gilt, wies gegenüber der Bild-Zeitung darauf hin, dass der Lockdown in Deutschland nicht zu wirken scheine:

"Der Lockdown, der jetzt seit Anfang November anhält, hat quasi nichts gebracht. Die Todeszahlen sind unverändert erschreckend hoch."

Andere Wissenschaftler in Deutschland sehen jedoch einen ersten, geringen Effekt des harten Lockdowns: Der Mathematiker Andreas Schuppert von der RWTH Aachen erklärte gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland, dass "erste Effekte des Lockdowns leicht erkennbar sind". Dazu berechnete der Wissenschaftler, wie sich das Infektionsgeschehen in Deutschland auf die Intensivbettenbelegung auswirkt. Als Basis dienten ihm dazu die Meldedaten des Robert Koch-Instituts und die Daten der DIVI-Statistik zur Intensivbettenbelegung sowie der Bettenbelegungsdaten der einzelnen örtlichen Krankenhäuser. Daraus könne man erkennen, wie sich das mutmaßliche Infektionsgeschehen auf die Intensivbettenbelegung auswirkt.

Den Berechnungen zufolge würden sich erste Effekte des harten Lockdowns zeigen. Seit Anfang Januar soll das Infektionsgeschehen "wahrscheinlich tatsächlich sinken". Genaue Aussagen könne man aber erst nach einer Zeit von drei bis vier Wochen treffen, so Schuppert. Da über Weihnachten und Neujahr auch nicht getestet wurde, sind die Prognosen derzeit außerdem noch sehr unsicher. Die Zahlen zur Bettenbelegung geben Anlass für einen "gewissen Optimismus", allerdings sei noch unklar, wie lange dieser Trend anhalten könnte.

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